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1.September 1939 Der Beginn des 2.Weltkrieges

Der Kriegsbeginn 1939

Um 4.45 Uhr am 1. September 1939 beginnt der Angriff auf die Westerplatte, eine Halbinsel vor Danzig. Die Schüsse der "Schleswig-Holstein" gelten bis heute als Beginn des Zweiten Weltkriegs.

Der 1. September 1939 ist im Norden Europas ein herrlicher Spätsommertag mit Temperaturen um die 27 Grad und einem lauen Wind aus nordwestlichen Richtungen. Wer es sich leisten kann, fährt übers Wochenende an die Küste und besucht die Seebäder. Selbstverständlich gilt dies nur für diejenigen Einwohner, die laut der Nürnberger Rassegesetze der Nazis "arischer Abstammung" sind: Juden wurde der Besuch von Bädern und Kurorten bereits 1937 verboten.
Im Seebad Swinemünde auf der Insel Usedom brüstet man sich damit, bereits zu Beginn der 30er-Jahren Hakenkreuzfahnen gehisst und den Ort nach und nach "Judenrein" gemacht zu haben.

Schlachtschiff fährt unter falschem Vorwand nach PolenAm 23.August 1939 liegt das ehemalige Linienschiff Schleswig Holstein gut vertäut nur knapp 700m von der Hafenausfahrt bei der Weißen Mühle entfernt, zwischen der Engelsburg und dem Westfort. In der Nacht zum 24.August erfolgte das letzte Einschiffen von jungen Marineinfanteristen der Marineartillerieschule von Swinemünde.  Am 24. August 1939 läuft das deutsche Kriegs- und Schulschiff "Schleswig-Holstein" aus...offiziell, um der freien Stadt Danzig einen "Freundschaftsbesuch" abzustatten.


Inoffiziell aber... nimmt das Schiff in der Nacht vom 24. auf den 25. August auf hoher See weitere 225 ostpreußische Marineinfanteristen an Bord.


Kapitän Gustav Kleikamp war bereits am 16. August zum Oberkommando der Marine nach Berlin gerufen und dort in die Angriffspläne gegen Polen eingeweiht worden.

"Heim ins Reich": Die "Befreiung" Danzig

"Polen hat heute Nacht das erste Mal auf unserem eigenen Territorium auch mit bereits regulären Soldaten geschossen. Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen", sagte Adolf Hitler am 1. September 1939 vor dem Deutschen Reichstag in Berlin.


Der Zweite Weltkrieg hatte begonnen.  Hermann Gerdau, damals Maat auf der als Kadettenschulschiff dienenden "Schleswig-Holstein", hat Hitlers Rede im Radio gehört. Der seemännische Unteroffizier war aktiv an den ersten Kampfhandlungen beteiligt.


"Der Krieg begann eine Stunde früher, um 4.50 Uhr", erinnert er sich.


Der rüstige Pensionär ist aller Wahrscheinlichkeit nach der letzte Überlebende der 800 Mann starken Besatzung der "Schleswig-Holstein", die die ersten Schüsse auf ein polnisches Munitionsdepot auf der Westerplatte bei Danzig abfeuerte.


Hermann Gerdau hat die Ereignisse minutiös aufgeschriebenNahezu die komplette Besatzung wurde, so Gerdau, später auf das damals weltweit größte und kampfstärkste Schlachtschiff "Bismarck" abkommandiert, das Ende Mai 1941 nach schwerem Gefecht mit Einheiten der Royal Navy im Nordatlantik versank und den größten Teil der Mannschaft mit sich in die Tiefe riss. Es gab nur wenige Überlebende. Gerdau war während dieser Zeit auf einem Schulungslehrgang in Gotenhafen (heute Gdynia). "Ich wollte weiterkommen in meiner Karriere, das war meine Rettung", sagt er und zeigt ein Foto, das ihn als Obersteuermann zeigt. "Ich habe durch den Untergang der ,Bismarck' viele Freunde verloren."


Bei Kriegsbeginn war Hermann Gerdau 26 Jahre alt und auf der "Schleswig-Holstein" Chef eines 15-cm-Geschützes im Steuerbord-Heckbereich. Die Kanone war eines von insgesamt 14 Kasemattengeschützen, die auf beiden Seiten des Schiffes hinter einer Panzerwand aufgestellt waren. Nur die Rohre ragten heraus.


Die ersten Schüsse auf die Westerplatte gaben die in zwei Doppeltürmen installierten 28-cm-Batterien ab, dann waren die 15-cm-Geschütze, die ebenfalls eine Reichweite von 20 Kilometer hatten, an der Reihe.


Nahezu minutiös hat Gerdau die Ereignisse, die zum Kriegsausbruch führten, festgehalten. "In den letzten Augusttagen wurde die ,Schleswig-Holstein' neu ausgerüstet mit Proviant, Brennstoff und Munition aller Kaliber", schrieb er. "Wir verließen Kiel, fuhren nach Swinemünde und übernahmen zu aller Verwunderung 2-cm-Doppellafetten und 3,7-cm-Geschütze."

Am nächsten Tag ging es weiter Kurs Ost. "Auf der Höhe von Memel übernahmen wir von Zubringerschiffen in der Nacht zwei Kompanien Marine-Infanteristen, insgesamt etwa 225 Mann in voller Gefechtsuniform", berichtet Gerdau. "Außerdem Hunderte Rollen Stacheldraht, Maschinengewehre und Munition. Die Heeressoldaten durften sich nicht an Oberdeck sehen lassen, wenn schon, dann nur in einer blauen Sporthose, wie sie bei der Marine üblich waren.


Stunden später machte die "Schleswig-Holstein" in Neufahrwasser an der Weichsel in Höhe des dortigen Leuchtturmes fest. Genau gegenüber lag die Westerplatte, eine polnische Militärbasis mit einem großen Munitionslager und gut befestigt. "Niemand wusste zu diesem Zeitpunkt etwas über Hitlers Kriegspläne", berichtet Gerdau. Offiziell war der Kommandant, Kapitän zur See Gustav Kleikamp, mit dem 1906 in Dienst gestellten Linienschiff zu einem "Freundschaftsbesuch" in Danzig unterwegs.


Den Kampfauftrag erhielt er am 28. August auf hoher See.


"Bald schwirrten an Bord die ersten Gerüchte herum", erinnert sich Hermann Gerdau. Und dann berichtet er über eine spektakuläre, bisher weitgehend unbekannte Aktion, an der er am späten Abend des 31. August beteiligt war: "Plötzlich kam der Befehl, dass alle Unteroffiziere, also auch ich, die Bewohner von Neufahrwasser aufzusuchen und sie auf die nächsten Stunden vorzubereiten hätten, da etwas geschehen würde und sie nach Möglichkeit ihre Wohnungen verlassen und eventuelle Bekannte oder Verwandte in Danzig aufsuchen sollten. Ich habe in der Dunkelheit an Haus- und Wohnungstüren geklopft. Wer öffnete, dem sagte ich, dass es bald laut werden könnte. Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich jedoch immer noch nicht, was geschehen würde."


Am 1. September, 4 Uhr, klingelten auf der "Schleswig-Holstein" die Alarmglocken. "Ich sprang, wie alle anderen auch, aus meiner Hängematte und lief auf Gefechtstation", so Gerdau. An seinem Steuerbord-Geschütz mit der Nummer fünf standen die von ihm ausgebildeten Kadetten und warteten auf seine Befehle. Zwei Schlepper hatten das Schiff derweil von der Pier weggezogen und weichselaufwärts gebracht.


Um 4.50 Uhr verschoss die "Schleswig-Holstein" ihre ersten Granaten, auch Gerdaus Geschütz. "Die polnische Artillerie wehrte sich tapfer", sagt Gerdau. 


Am 7. September kapitulierte Major Henryk Sucharski, der Kommandant der Westerplatte, zusammen mit den Überlebenden der 182 Mann starken polnischen Besatzung. Die Kapitulationsurkunden wurden im Salon unseres Schiffes unterzeichnet.


Einige Zeit später besuchten Adolf Hitler, Großadmiral Erich Raeder und Reichsmarschall Hermann Göring die "Schleswig-Holstein" und ließen sich vom Kommandanten Gustav Kleikamp Bericht erstatten. Einige Tage zuvor, bei Kampfhandlungen vor der Halbinsel Hela, hatte die "Schleswig-Holstein" noch einen Treffer erhalten. "Granatsplitter flogen in die Verschanzung und hinterließen Abdrücke", so Gerdau.


Nach Abschluss der Kampfhandlungen kam Hermann Gerdau zur U-Boot-Waffe und absolvierte als Obersteuermann auf U 406 zehn "Feindfahrten". Im September 1943, als 3. Wachoffizier, brachte er das schwer beschädigte Unterseeboot, in dem der 1. Wachoffizier gefallen und der Kommandant und der 2. Wachoffizier verletzt waren, sicher in seinen damaligen Heimathafen St. Nazaire zurück. Für diese Tat erhielt er das Eiserne Kreuz Erster Klasse. Der Krieg war für ihn im Februar 1944 zu Ende, als U 406 im Nordatlantik von britischen Kriegsschiffen versenkt wurde und er in Gefangenschaft geriet.


Quelle: Buchreihe KAMERADEN zur SEE, H.E. Jaeger/Abendblatt

Verlauf des Überfalls auf Polen: Die ersten SchüsseDie Schüsse der "Schleswig-Holstein" gelten bis heute als Beginn des Zweiten Weltkriegs.


"Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen!"

Am 1. September 1939 gibt Reichskanzler Adolf Hitler vor dem Reichstag den Kriegsbeginn bekannt.

In Deutschland wird die Bevölkerung über den Rundfunk dazu aufgefordert, sich für eine Ansprache des Führers vor den Radioempfängern einzufinden. Gegen zehn Uhr morgens lässt Adolf Hitler sich in Berlin zum Reichstag fahren. Dann spricht er die mittlerweile berühmt-berüchtigten Sätze, die eine völlige Umkehrung der realen Geschehnisse bedeuten und die Deutschen glauben machen sollen, man führe einen gerechten Verteidigungskrieg: "Ich will nicht den Kampf gegen Frauen und Kinder führen. Ich habe meiner Luftwaffe den Auftrag gegeben, sich auf militärische Objekte bei ihren Angriffen zu beschränken. Wenn aber der Gegner daraus einen Freibrief ablesen zu können glaubt, seinerseits mit umgekehrten Methoden kämpfen zu können, dann wird er eine Antwort erhalten, dass ihm Hören und Sehen vergeht! Polen hat heute Nacht zum ersten Mal auf unserem eigenen Territorium auch mit bereits regulären Soldaten geschossen. Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen!"


Beginn des Zweiten Weltkriegs: Die Älteren sind skeptisch

Auch wenn Hitler sich aus ungeklärten Gründen um eine Stunde vertut, verfehlt die Rede ihre Wirkung vor allem bei der jüngeren Generation nicht. Allgemeine Kriegsbegeisterung wie teilweise zu Beginn des Ersten Weltkrieges herrscht dagegen vor allem bei den Älteren nicht. Werner Mork ist damals Angestellter in einem Radiogeschäft und bereitet den sogenannten Gemeinschaftsempfang der Führerrede vor. Er erzählt: "Alle standen ruhig auf, als das verklungen war, es war ein betretenes Schweigen. Ganz ehrlich: Mir erschien das damals zu wenig. Ich ging also auf den Dachboden, um die schwarz-weiß-rote und die Hakenkreuzfahne zu holen, weil ich dachte, jetzt müsse man doch die Fahnen hissen."

Nazis halten Versorgung aufrecht

Auch an der "Heimatfront" ändert sich der Alltag mit Beginn des Polen-Feldzugs: Bereits am 1. September 1939 werden Lebensmittelkarten für Fett und Fleisch, Milchprodukte und Zucker eingeführt, ab Oktober auch für Bekleidung. Es gelingt den Nazis, anders als im Ersten Weltkrieg, die Versorgung der Bevölkerung weitgehend aufrecht zu erhalten. Dafür sorgen auch die rücksichtslose Ausbeutung der besetzten Ostgebiete sowie die sofort mit Kriegsbeginn einsetzende Verschleppung von Millionen von Menschen zum "Arbeitseinsatz im Reich", der Unzählige das Leben kostet. Ab 1939 steigert sich die Zahl der Zwangsarbeiter kontinuierlich, bis Kriegsende leisten etwa allein in Hamburg 500.000 Menschen Zwangsarbeit, zumeist Sklavenarbeit unter unmenschlichen Bedingungen.

Vernichtungskrieg gegen Polen: Luftwaffe greift zuerst an

In Polen führt die Wehrmacht von Anfang an einen Vernichtungskrieg.


Noch bevor die Schüsse der "Schleswig-Holstein" fallen, greift die Luftwaffe an. Vom schlesischen Schloss Schönwald aus startet gegen vier Uhr morgens ein Geschwader von sogenannten Sturzkampfbombern (Stukas). Ihr Ziel: das militärisch völlig unbedeutende polnische Städtchen Wielun unweit der Grenze. Die Stadt ist vollkommen unbefestigt, ohne Garnison, Luftabwehr oder Bunker. Ungefähr um halb fünf in der Frühe beginnt der Bombenterror: In drei Angriffswellen werfen die deutschen Flieger 380 Bomben mit einer Sprengkraft von zusammen mehr als 45.000 Kilogramm ab. Rund 1.200 Menschen werden getötet, die Stadt durch den Bombenhagel und die anschließenden Brände zu 90 Prozent zerstört. Und das, obwohl selbst der Kommandeur des Geschwaders "keine besondere Feindbeobachtung" melden konnte.

Terror gegen die polnische Zivilbevölkerung

Während Hitler in Berlin also noch verkündet, die Luftwaffe beschränke sich auf militärische Ziele, haben die Hermann Göring unterstellten Verbände bereits ihr erstes Massaker verübt. Der Historiker Jochen Böhler konstatiert: "Die Luftangriffe auf Polen waren von vornherein nicht als rein militärische Angriffe, sondern als Terrorangriffe geplant. In den ersten Wochen des Krieges wurden Hunderte von Ortschaften bombardiert, unabhängig davon, ob sie mit polnischen Soldaten besetzt waren oder nicht."

Am Ende kehrt der Tod heim ins Reich

Nach der Besetzung Polens verheimlichte das Regime seine mörderische Kriegsführung übrigens keineswegs: Propaganda-Minister Goebbels lässt voller Begeisterung einen Film "über die gewaltigen Leistungen der Luftwaffe" drehen, den er voller Zynismus "Die Feuertaufe" nennt. Allerdings verfehlt der Streifen teilweise seine Wirkung, denn in den geheimen Berichten des Sicherheitsdienstes der SS heißt es, die Bilder der Zerstörung hätten vor allem bei Frauen "Stimmen des Mitleids mit den Polen" und eine "bedrückende, verängstigte Stimmung" hervorgerufen.


Vielleicht ahnen einige der Kinobesucher bereits, dass die Schrecken des Krieges eines Tages heimkehren werden: Als Lübeck, Hamburg, Hannover, Bremen und andere deutsche Städte ab 1942 im Bombenhagel versinken, erntet die Bevölkerung in grauenvoller Weise jene Früchte des Terrors, den ihre Führung und Armee am 1. September 1939 entfesselt hat.


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